Der zeitliche Ablauf einer Dysgnathie-Behandlung gliedert sich typischerweise in folgende Abschnitte:
Bei entsprechender Indikation für eine chirurgische Kieferkorrektur erfolgt eine Überweisung zur Dysgnathie-Chirurgie.
Weiterführende Untersuchung und kostenfreie Erstellung eines medizinischen Gutachtens für die Krankenkasse.
Antragstellung auf Kostenübernahme einer interdisziplinären Fehlbissbehandlung durch die Kieferorthopädie.
Nahezu die Hälfte unserer Patienten benötigen auf Grund von Zahnengständen eine operative Weitung des oder der Kiefer als Alternative zu der früher üblichen Entfernung gesunder Zähne. Bei einem ausgeprägten Schmalkiefer kann eine chirurgisch unterstützte Kieferweitung durchgeführt werden. Die operative Weitung von Ober- und/oder Unterkiefer hat das Ziel ausreichend Platz zu schaffen, damit verschachtelte Zähne in einen regulären Zahnbogen eingeordnet werden ohne gesunde Zähne opfern zu müssen. Zudem wird der der Zunge zur Verfügung stehende Raum vergrößert und die Nasenatmung verbessert. Der Klinikaufenthalt beläuft sich auf 1 Nacht, gefolgt von ca. 1 Woche Arbeitsunfähigkeit.
Die Ausformung der Zahnbögen durch kieferorthopädische Maßnahmen ist der chirurgischen Bisslagenkorrektur vorgeschaltet. Die Harmonisierung der Zahnbögen kann mit sichtbaren konventionellen Brackets, mit ästhetisch günstigeren, da innenliegenden Brackets oder mit transparenten Alignern (z.B. Invisalign®) erfolgen und dauert - je nach Ausmaß der Fehlstellung - im Schnitt ca. 12 Monate.
Etwa eine Woche vor der geplanten operativen Kieferumstellung erfolgt eine aufwändige OP-Simulation, für die viele Daten (Fotos, Modelle, 3D-Röntgen, Funktionsstatus) erhoben werden, um die Operation bestmöglich vorzubereiten. Die Vorstellung beim Physiotherapeuten und bei der Narkoseärztin dienen dazu ein Maximum an Planungssicherheit zu erzielen. Der stationäre Aufenthalt lässt sich bei sonst gesunden Patienten auf 3 Nächte begrenzen. Die Arbeitsunfähigkeit liegt bei ca. 2-3 Wochen. In dieser Phase sollte lediglich weiche Kost gegessen sowie kein intensiver Sport betrieben werden. In dieser Zeit findet eine wöchentliche Nachkontrolle statt.
Etwa eine Woche nach der OP sollte sich der Patient nochmals in der Dysgnathie-Sprechstunde vorstellen. Die stringenten Nachkontrollen werden dann heimatnah in die kieferorthopädischen Hände übergeben, wo das Ergebnis überwacht und eine möglichst innige Verzahnung angestrebt wird („Finishing“).
Die Entfernung der Miniplättchen erfolgt ambulant oder kurzstationär und kann mit zusätzlichen Patientenwünschen (Nasenkorrektur, Kinnkorrektur, Dentalimplantate, Entfernung Weisheitszähne, o.ä.) kombiniert werden. Die Arbeitsunfähigkeit liegt bei ca. 1 Woche.
Die Operation ist für uns als Operationsteam, mit 30 Jahren Erfahrung, ein sicheres, routiniertes und für Sie relativ wenig belastendes Verfahren. Sie kann jedem Patienten auch in höherem Alter guten Gewissens empfohlen werden.
Unser Team aus Dysgnathie-Chirurg, Narkoseärztin, Oralchirurg, Physiotherapeut (u.v.a.) steht Ihnen zur Verfügung, um Sie optimal zu informieren anhand klinischer Fallbeispiele und vergleichbarer Behandlungsabläufe. Gemeinsames Ziel ist in enger Abstimmung mit Ihrer Kieferorthopädin/Ihrem Kieferorthopäden gemeinsam mit Ihnen die für Sie individuell beste Lösung zu erarbeiten.
Unsere Praxismanagerin wird Sie zudem durch die verschiedenen Behandlungsschritte geleiten und die entsprechenden Termine zwischen KFO-Praxis, MKG-Praxis und Klinikaufenthalt koordinieren.
Die Operation wird durch eine aufwändige Simulation vorbereitet, um das funktionell wie ästhetisch bestmögliche Ergebnis bei geringstmöglicher Belastung des Patienten zu erzielen. Dazu werden Fotoanalysen erstellt, beide Kiefer eingescannt, schädelbezüglich registriert nach Kiefergelenksanalyse in die korrekte Zielposition gebracht unter Berücksichtigung ästhetischer Aspekte, bevor als Einstellhilfe für die Operation sogenannte Splinte (Bissschablonen) im CAD-CAM-Verfahren 3D gedruckt werden.
Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt und ist für den Patienten somit weitgehend schmerz- und stressfrei. Damit im sichtbaren Bereich keine Narben verbleiben, erfolgt der Zugang ausschließlich über die Mundhöhle.
Es kommen hierbei spezielle schonende Techniken zum Einsatz, womit der Patient den Mund nach dem Eingriff sofort wieder öffnen kann. Sprechen, Essen und Zahnpflege sind kaum beeinträchtigt.
In unserer Klinik kommen u.a. Ultraschallinstrumente zur schonenden Trennung der Knochen zum Einsatz, Elektroschlingen zur blutungsfreien Präparation und die von uns entwickelte spezielle Technik zur Trennung des zahntragenden Unterkieferanteils vom gelenktragenden Anteil ohne den Unterkiefernerv zu schädigen. Der Knochen wird unter Kontakt verschoben, wodurch größere Knochenlücken vermieden werden.
Mit all diesen Maßnahmen können wir die Schwellung nach der Operation geringhalten, den Krankenhausaufenthalt verkürzen und eine schnelle Erholung ermöglichen.
Durch die besondere Operationstechnik in Verbindung mit der Erfahrung des Chirurgen und unseres gesamten eingespielten Teams reduziert sich die Korrektur eines Kiefers auf ca. 60 Minuten.
Werden beide Kiefer operiert, dauert der Eingriff ca. 120 Minuten. Durch das besonders schonende Operationsverfahren werden keine Blutkonserven notwendig. Das angestrebte Ergebnis erzielen wir in der Regel mit nur einem Eingriff.
Durch die gewebeschonende Operationstechnik treten nach der Operation in der Regel keine Verfärbungen (Hämatome) und wenig schmerzhafte Beschwerden auf. Allerdings muss man damit rechnen, dass das Gesicht anschwillt, ähnlich wie nach einer Weisheitszahnentfernung. Mit einer optimalen postoperativen Betreuung in Verbindung mit speziellen physiotherapeutischen Maßnahmen sorgen wir jedoch dafür, dass die Spuren der Operation rasch wieder abklingen.
Der Klinikaufenthalt beträgt nicht länger als fünf bis sechs Tage. Nach etwa sechs Wochen ist der Kiefer belastungsstabil ausgeheilt. Bis dahin sollten Sie nur weiche Kost zu sich nehmen. Sie sollten sich nach der stationären Entlassung noch 10-14 Tage Zeit zur Erholung einplanen.